GEMEINWOHL UND GELD: evolve LIVE! Dialog-Event in Emmen b. Luzern mit Jens Martignoni

sophie.grantz

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evolve LIVE! Dialog-Event am 7. November in Emmen b. Luzern

Mit Impulsgeber: Jens Martignoni, Christof Suppiger, Gastgebender evolve Salon und Dr. Thomas Steininger, Herausgeber evolve

GEMEINWOHL UND GELD
Kann Wirtschaft uns allen dienen?

Geld regiert die Welt – aber auch wie wir sie sehen. Globale Ungleichheit, entgrenzte Finanzmärkte, auch der Klimawandel und das Artensterben haben mit der Logik des Geldes zu tun. Gibt es Wege, das Geld, diese zweischneidige menschliche Erfindung, neu zu denken, neu zu sehen? Eine Frage, die den Experten für neue Währungen und alternative Wirtschaftsformen Jens Martignoni seit vielen Jahren beschäftigt. Er sagt: „Geld ist ein Ausdruck unserer gegenseitigen wirtschaftlichen Teilnahme an der Gesellschaft, das heißt, es ermöglicht (oder verunmöglicht) die Wahrnehmung unserer Bedürfnisse und die Leistung unserer Beiträge.“ Wenn wir über Geld nachdenken, sollten wir über das Leben im Ganzen nachdenken. Welche Gegenseitigkeiten wünschen wir uns? Und wie können wir Geldsysteme so gestalten, dass sie diesen Beziehungen dienen? In den Dialogräumen dieses Events möchten wir gemeinsam in diese Fragen eintauchen. Im Zuhören und gemeinsamen Forschen kann zwischen uns etwas Neues entstehen, das Einfluss darauf hat, wie wir unsere monetären Lebenswelten gestalten können.

Ich bin überzeugt, dass ein neues Verständnis von Geld und die Gestaltung von besseren, demokratischeren und transparenteren Währungen ein Schlüssel ist für eine Wirtschaft, die uns dient, statt dass sie Natur ausbeutet und zerstört. Nur mit einem ‚ganz anderen Geld‘ und einem neuen Verständnis von Geld werden wir eine friedlichere, lebenswertere Welt verwirklichen können“, meint Jens Martignoni. Zur Einstimmung auf unser Event vermittelt der folgende Auszug aus seinem Buch „Das Geld neu erfinden“ erste Inspirationen.

Geld im Alltag – ein selbst kreiertes Rätsel

Jens Martignoni

Geld scheint an und für sich eine einfache Sache zu sein – wenn man es hat … Es hat schon länger alle Gesellschaftsschichten und alle Lebensbereiche gründlich durchdrungen. Mindestens einmal täglich bezahlt ein durchschnittlicher Mensch in Westeuropa mit Geld in verschiedensten Formen, zum Beispiel in Deutschland 1,36 Mal pro Tag, davon 79% der Transaktionen mit Bargeld (Bundesbank, 2014). Auch als Gesprächsgegenstand stehen Geldthemen täglich mehrfach im Zentrum: Geredet wird über zu hohe Preise, wo die Schnäppchenpreise zu finden sind, steigende Wohnungskosten, Reichtum anderer, fehlendes Geld, um unsere Wünsche zu verwirklichen, Aktienkurse, Gewinnaussichten im Lotto, Steuern sparen, mehr Taschengeld etc. Geld ist auch sonst aus unserem Alltag nicht wegzudenken.

Es gibt nun verschiedene Sichtweisen auf Geld. Während die einen es ganz praktisch als eine Art singulären Rohstoff sehen, den man sich beschaffen muss, um ihn gegen alles Gewünschte einzutauschen, sehen andere es mehr als fließendes Glück, das vor allem den Tüchtigen zufließt. Einige betonen die Seite des Ausgebens, womit man etwas bewirken kann, andere sind davon überzeugt, dass nur gespartes Geld auch gutes Geld ist. Bei den Diskussionen unter Politikern ist diese Polarität besonders häufig zu beobachten. Generell neigen wir dazu, die Erfahrung und Sicht des Einzelnen als richtigen Maßstab für den generellen Umgang mit Geld anzunehmen. Außerdem wird Geld fast immer nur singulär als DAS Geld, d.h. die jeweilige Landeswährung gesehen. Diese Privatsicht auf Geld reflektiert sich auch in einigen allgemein anerkannten, hier etwas zugespitzt dargestellten „Volksweisheiten“:

  1. Zuerst muss man Geld einnehmen, bevor man es ausgeben kann.
  2. Nur soviel Geld wie man eingenommen hat, kann man auch wieder ausgeben.
  3. Es ist gut, möglichst viel Geld einzunehmen.
  4. Es ist gut, möglichst wenig Geld auszugeben.
  5. Es ist gut, möglichst viel Geld zu sparen.
  6. Gespartes Geld sollte (sicher) investiert werden, damit es sich weiter vermehrt.
  7. Es ist gut, ein möglichst großes Geldvermögen zu haben.
  8. Es ist nicht gut, Schulden zu machen und noch schlechter Schulden zu haben.
  9. Schulden müssen immer beglichen werden.

Diese Sicht ist nicht falsch, aber es ist eine sehr partikuläre und rein individualistische Sicht und findet da ein Ende, wo Geld als System in Erscheinung tritt und wo beispielsweise Armut, Inflation oder eine Bankenkrise entsteht. Die Privatsicht ist auch an anderen Stellen nicht angebracht. Für Unternehmen gelten die meisten dieser Prämissen nicht. Das Unternehmen gibt zum Beispiel zuerst Geld (aus seinem Eigenkapital oder einem Unternehmenskredit) aus, damit es etwas herstellen und anschließend verkaufen kann, also verdient erst danach das Geld.

Fazit: Nützliche Prämissen für Geld im Alltag gelten nicht für übergreifende Bereiche wie Unternehmen, Banken oder gar Staaten. Je nach Situation kann dort auch das Gegenteil wahr sein. Bei Diskussionen über Geld muss deshalb immer zuerst geklärt werden, ob eine individuelle oder systembezogene Sichtweise anzuwenden ist, bevor über die Gültigkeit von Aussagen entschieden werden kann.

Geld hat sich heute dauerhaft und nachhaltig im Denken eingenistet und kann, wie wir gesehen haben, aus verschiedenen Erfahrungsperspektiven betrachtet werden, aber sein eigentliches Wesen scheint doch weiterhin verborgen. Es tritt vielleicht verklärt in Erscheinung, aber ist es deswegen wirklich ein Rätsel? Bei der zuständigen Wissenschaft, der Ökonomik (früher auch als Nationalökonomie bezeichnet), ist bis heute nicht geklärt, ob sie nun Geld versteht oder nicht. Hajo Riese schreibt in seinem Artikel „Geld: Das letzte Rätsel der Nationalökonomie“: „Die Behauptung, dass die Nationalökonomie bis zum heutigen Tag nicht weiß, was Geld ist, muss im ersten Moment überraschen: Geld gehört offensichtlich in den Aufgabenbereich der Nationalökonomie, gehört sogar zu den wichtigen Topoi der Wissenschaft. Dennoch stimmt die Behauptung. Denn es ist gängige Praxis der scientific community seit altersher, dass sie irgendetwas als Geld definiert, das dann ihren wissenschaftlichen Überlegungen den jeweils angemessenen Rahmen liefert.“

Die Erkenntnisschwierigkeit, was das Geld betrifft, ist umso schlimmer, als dass sie auch nicht als zentrale zu lösende Aufgabe wahrgenommen wird. Stattdessen werden in den Lehrbüchern der Volkswirtschaft bis heute immer wieder „Mythen und Märchen“ zur Erklärung des Geldes verwendet, die zum größten Teil durch andere Wissenschaften, wie Ethnologie oder Historik, aber auch durch Wirtschaftswissenschaftler, die nicht als anerkannt gelten oder nicht den „Mainstream“ repräsentieren, schon längst widerlegt worden sind. Was hingegen wirklich ein Rätsel ist, das auch im Geld zu Hause ist, ist das Rätsel des menschlichen Verhaltens, das durch unsere mangelhafte individuelle wie kollektive Selbsterkenntnis bis heute bestehen bleibt.

In den letzten Jahren hat sich die Situation nun insofern verbessert, als dass eine zunehmende Zahl von Menschen, sowohl aus der Praxis als auch im Umfeld der Wissenschaften, die zentrale Rolle der Geldgestaltung in unserer Gesellschaft entdeckt haben. Es erscheinen nun häufiger kritische Artikel und Bücher und es werden auch vermehrt praktische Experimente gestartet, die sich um Geld als Wirtschaftsgrundlage drehen. Beide Bestrebungen ergänzen sich und bilden zusammen die Basis eines neuen Geldverständnisses, das dabei ist sich zu entwickeln. Es geht darum, dem Geld stufenweise seine Rätselhaftigkeit wegzunehmen und es stärker in den Dienst der menschlichen Gemeinschaft zu stellen.

Jens Martignoni leistet seit über 30 Jahren Pionierarbeit für die Erforschung und Entwicklung neuer Währungen und alternativer Wirtschaftsformen. Dabei fokussiert er allem voran auf die gesellschaftlichen und kollektiven Zusammenhänge unserer weltweiten gemeinsamen Zusammenarbeit, genannt „die Wirtschaft“. Er arbeitet aktuell an einem Doktorat zu einem neuen zukunftsweisenden Genossenschaftsmodell am Seminar für Genossenschaftswesen der Universität zu Köln und ist Autor des Buches „Das Geld neu erfinden“ (Versus Verlag, Zürich) und Mitglied des Monneta Netzwerks für monetäre Vielfalt. Als Dozent für Projektmanagement und Unternehmensentwicklung unterrichtet er an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, School of Management and Law in Winterthur/Schweiz.

evolve LIVE! Emmen b. Luzern
GEMEINWOHL UND GELD
Kann Wirtschaft uns allen dienen?

Impulsgeber: Jens Martignoni
Christof Suppiger,
Gastgebender evolve Salon
Dr. Thomas Steininger, Herausgeber evolve

Emmen b. Luzern: 7. November 2020
10-17.30
Gemeinschaftsraum Wogeno
Unter-Grundhof 20
6032 Emmen b. Luzern
https://www.evolve-magazin.de/product/emmen-b-luzern-gemeinwohl-und-geld/
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Dr. Elizabeth Debold

For the last forty-some years, I have sought the answer to the question: how can we transform the dynamics of relationship and complexities of desire between women and men so that we all can thrive and reach our full human potential?

This inquiry has taken me from feminist activism in New York City to a doctorate in developmental psychology with Dr. Carol Gilligan at Harvard to a tumultuous global spiritual community that pioneered collective awakening and, finally, to an ongoing experiment in intersubjective emergence in Frankfurt, Germany.

I founded One World in Dialogue, an online forum to explore how intersubjectivity can bring us together across cultures to create new capacities in global consciousness. An author, transformative educator, journalist/editor, community leader and mentor, I have found the answer to my question in the amazing collective emergence of the Co-Conscious We and seek to share its potential in all that I do.