Philosophie zum Anfassen – Die »PhiloSofie-Erlebniswelt« im LebensGut Pommritz

Blick in die »PhiloSofie-Erlebniswelt«

Philosophie zum Anfassen

Die »PhiloSofie-Erlebniswelt« im LebensGut Pommritz

Mike Kauschke

Die Philosophie erlebt gerade einen Aufschwung. Es gibt einige populäre Magazine zum Thema und Konferenzen wie die PhilCologne ziehen viele Menschen an. Auch in der Wirtschaft werden Philosophen immer öfter hinzugezogen; im Silicon Valley werden sie engagiert, um den CEO’s zu helfen, „alles zu hinterfragen“. Offensichtlich stirbt die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht aus. Und wird in unserer materialistischen, technologiegeprägten Zeit neu gestellt.

In der Oberlausitz, dem idyllischen Landstrich östlich von Dresden bis hin nach Görlitz, wurde im Mai ein Projekt eröffnet, dass sich der Sinnsuche im 21. Jahrhundert ganz handgreiflich widmet: Eine Philosophie-Ausstellung. Oder besser eine „PhiloSofie-Erlebniswelt“. Denn hier werden keine trockenen Schautafeln gezeigt, sondern Modelle zum Anfassen, Ausprobieren, Mitspielen, eben Philosophie zum Erleben. Hier soll die Philosophie aus den Universitäten geholt und mitten ins Leben gebracht werden. Dort, wo sie hingehört, ist sich der Mitinitiator Maik Hosang, der an der Hochschule Zittau Kulturphilosophie lehrt, sicher.

Mit diesem Projekt knüpfen Hosang und seine Mitstreiter gleich mehrfach an eine Tradition an. Was viele nicht wissen, die Lausitz hat eine reiche philosophische Geschichte: In Görlitz wurde Jacob Böhme geboren, der Mystiker, den Hegel als ersten deutschen Philosophen bezeichnete. Johann G. Fichte, eine Schlüsselfigur des deutschen Idealismus, wurde in Rammenau geboren und Gotthold E. Lessing in Kamenz (beides Orte in der Nähe von Bautzen). Und auch moderne Philosophen kamen aus dieser Gegend: Rudolf Hermann Lotze, der vielleicht erste integrale Denker, und Rudolf Bahro, der Lehrer Hosangs.

1992 gründeten Bahro, Hosang und andere ein Projekt, das an diese Tradition anknüpfen wollte, das LebensGut Pomritz, ein experimenteller Ort der Lebensgestaltung, an dem neue Formen des Zusammenlebens, der Ökologie und gesellschaftlichen Erneuerung gepflegt werden sollten. Die Freundschaft zwischen dem Philosophen Rudolf Bahro und dem damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf ermöglichte die Gründung dieses ambitionierten Projekts. Von Anfang an war den Initiatoren klar, dass bei jeder neuen gesellschaftlichen Vision auch die Fragen der Philosophie eine wichtige Rolle spielen.

Vor diesem Hintergrund hatten Maik Hosang und der Künstler Ulrich Schollmeyer im Jahre 2000 die Idee, den großen Fragen der Menschheit auf erlebbare Weise auf den Grund zu gehen. Sie begannen, die Weltentwürfe großer Denker und Mystiker in Modelle zu fassen, die deren Ideen lebendig werden lassen. Im Laufe der Jahre entstanden über 70 interaktive Objekte zu den bedeutendsten Philosophien der Weltgeschichte: Von Thales, Sokrates, Platon, Heraklit und Epikur, über Meister Eckart, Giordano Bruno, Spinoza, Hegel, bis hin zu Lotze, Nietzsche, Wittgenstein, Bergson, Heidegger und Rudolf Bahro.

Eine Zeit lang wurden sie im Saal des Gutes ausgestellt. Weil das Gut selbst durch eine Zeit der finanziellen Ungewissheit ging, blieb auch die Präsentation der Exponate dürftig. Erst als sich 2015 mit dem Unternehmer Heinrich Kronbichler ein Investor fand, der die Philosophie liebt, erwachte alles zu neuem Leben und damit auch die Idee einer Philosophischen Erlebniswelt. Seit Mai diesen Jahres sind die philosophischen Modelle in einer extra dafür sanierten riesigen Scheune des Gutes zu erleben. Darunter auch die Engelschöre der Hildegard von Bingen in Form eines Windspiels, das Kugelspiel des Cusanus über die menschliche Seele und der Orgonakkumulator Wilhelm Reichs. Die Auswahl der Denker in der Ausstellung vermittelt auch eine implizite Botschaft: Philosophie umfasst hier auch das Spektrum spiritueller Erfahrung, die Mystiker der Jahrhunderte in ihre denkerischen Weltentwürfe integriert haben. Die Trennung zwischen rationalem Erkennen, innerer Schau, intuitiver Wahrnehmung wird überwunden. Ganz im Sinne einer integralen Erkenntniskunst der Liebe, wie sie Hosang in seinen Büchern und der jährlichen BecomeLove-Konferenz (und seinen Kolumnen in evolve) fördern möchte.

Diese integrale Sicht der Welt hat Zukunftspotenzial, ist Hosang überzeugt. Im Gespräch schildert er uns die Gesamtidee und -atmosphäre: „Wer, wie einst vor allem Platon, davon ausgeht, dass Ideen nicht nur abstrakte Theorien, sondern geistig-lebendige Felder und Fraktale sind, in denen sich Natur, Gesellschaft, Kultur und Mensch entwickeln, der versteht ad hoc den Sinn unserer ‘PhiloSofie-Erlebniswelt’. Das hier in den vielen interaktiven Denkobjekten manifestierte und durch die Besucher zum Leben erwachende reiche Ideenfeld maßgeblicher Philosophien der Menschheit ergibt einen erstaunlich kreativen Raum. Ob ich mich in Heraklits Idee einer sich immer wieder wandelnden Energie als Grund allen Seins hineindenke oder Giordano Brunos Intuition einer universellen Liebe als Hintergrund allen Geschehens erfühle; ob ich Kants und Hegels Kategorien der Weltstruktur reflektiere oder Sigmund Freuds und Wilhelm Reichs Strukturen des menschlichen Seelenlebens in mir nachspüre – immer wieder entdecke ich dabei neue Facetten meiner Selbst. Und den Besuchern geht es offenbar ebenso, wie deren faszinierte Eintragungen im Gästebuch bezeugen.“

Momentan ist die Erlebniswelt auf Nachfrage geöffnet und es gibt spezielle Angebote für Schulklassen, Studenten, Familien und Unternehmen. Man kann Führungen buchen oder sich mit Audio- und Videoguide selbst durch all die geistigen Erlebnisse navigieren. Pommritz hat eine stündlich bediente Bahnstation zwischen Dresden und Görlitz. Kürzlich wurde auch das Gästehaus des Guts fertig und bietet nun Übernachtungsmöglichkeiten verschiedener Niveaus mit biovegetarischer Verpflegung. Das Gut verfügt zudem über einen zum philosophischen Wandeln einladenden Park, über Meditations-, Yoga- und Wellnessräume, über große permakulturelle Gärten und eine reizvolle Umgebung. Somit können Neugierige aus aller Welt hier individuelle Philosophiestudien betreiben oder Bildungsurlaube besonderer Art erleben, dessen Rhythmus von geistiger Inspiration und naturnaher Erholung sie selbst bestimmen können.

Weitere Informationen siehe unter: www.philosofie.org

Der Text ist in evolve 15 erschienen.

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Dr. Elizabeth Debold

For the last forty-some years, I have sought the answer to the question: how can we transform the dynamics of relationship and complexities of desire between women and men so that we all can thrive and reach our full human potential?

This inquiry has taken me from feminist activism in New York City to a doctorate in developmental psychology with Dr. Carol Gilligan at Harvard to a tumultuous global spiritual community that pioneered collective awakening and, finally, to an ongoing experiment in intersubjective emergence in Frankfurt, Germany.

I founded One World in Dialogue, an online forum to explore how intersubjectivity can bring us together across cultures to create new capacities in global consciousness. An author, transformative educator, journalist/editor, community leader and mentor, I have found the answer to my question in the amazing collective emergence of the Co-Conscious We and seek to share its potential in all that I do.