Was mich an Viola fasziniert: Weichheit, Scharfsinn, Klugheit
Als ich sie das erste Mal sah, es war eine Veranstaltung bei einem Managementkongress, wir waren beide als Begleitung von den eigentlichen Referenten mitgenommen worden (unsere erste, 32 Jahre überschreitende Gemeinsamkeit) – da wusste ich: Die magst Du, die hat sowas Offenes, sowas Neugieriges im Blick. Aber der eigentliche Funke, der sprang erst später über. Zwar gab es zwischendurch ein paar E-Mails, ich glaub’ auch mal ein Telefonat. Aber erst als der Heiligenfeld-Kongress 2019 anstand, und ich mich in einer Gruppe wiederfand (wie das kam, dafür ist hier nicht der Platz), die dort was zum achtsamen Generationendialog machen wollte – da ist es passiert.
Wir waren in der Workshop-Gruppe drei Männersichten (zwei Gen. Y, einer wie ich Babyboomer) und ich – und ich spürte, das stimmt so nicht, hier gibt’s eine Dysbalance. Es braucht noch eine junge Frau; kurzum, bei den anderen nachgefragt, Zustimmung, Viola angerufen. Was mir da für eine spontane, für eine ungefilterte Begeisterung entgegenkam und ein “Danke, danke, dass Du mich da dazu holst” – das hat mir fast die Tränen in die Augen getrieben und mich auch beschämt.
Und von da an gab’s kein Halten mehr in einer wachsenden Freundschaft, in der ich etliches von mir Anfang der 30er wiedererkenne. Eine Freundschaft, in der sich aber viel mehr verbirgt, in der mir eine, zugleich willensstarke als auch außerordentlich sensible, Persönlichkeit begegnet, die mich immer wieder verblüfft mit diesem Mix aus punktgenauer Analyse, Bereitschaft zum tiefen Zuhören, ihrem Vertrauen in mich. Ein Mensch mit einer wunderhübschen Mischung aus bisweilen aufblitzender leiser Frechheit, gepaart mit schlagkräftigem, punktgenauem Witz – mehr noch, einem warmen, Unterschiede bejahenden Humor. Und mit der ich lachen kann, dass ich mich fühle wie ehemals im Klassenzimmer, wo einen der Lachkrampf fast zerriss. Ja, Viola, Du spiegelst mir eine seelische Unvergänglichkeit, ein Verschwimmen der Grenzen jung-alt. Danke, dass es Dich gibt.
Die Seele atmen spüren: Katharina, die Ohrstecker und ich
Wenn ich an Katharina denke, wird mir auf vielen Ebenen bewusst, dass wir uns alle so unendlich ähnlich sind. Auch wenn wir von außen vielleicht unterschiedlich aussehen, unterschiedliche Lebenswege wählen, verbindet uns so viel: Hoffnung, Liebe, Ängste, Stärken und Schwächen und bei uns beiden ganz wichtig zu erwähnen: Visionen … Und egal, in welchem Alter wir sind, wir sind alle hier, um zu leben.
Wieso ich so pathetisch anfange? Ich werd‘s gern erläutern. Als ich Katharina das erste Mal traf, war das in einem beruflichen Kontext, zwar ein herzliches Umfeld, jedoch wussten wir, dass wir uns für zwei Tage sehen und uns dann wohl nicht nochmal begegnen würden. So verhielten wir uns auch. Richtig beschnuppern konnten wir uns erst auf der Zugfahrt auf dem Nachhauseweg – eins fiel mir sofort auf- diese Frau ist wortgewandt und nutzt diese Qualität auch gerne (Smile). Doch ihr zuzuhören, gleicht dem Lauschen einer Symphonie – gespielt durch ein Orchester – selbst, wenn Du nicht alle Noten erfasst, fühlst Du die Bedeutung und lässt dich von den Wellen forttragen.
Wir haben uns danach wieder aus den Augen verloren und ich hatte eine unruhige Zeit. Und ich gebe zu, ich habe in der Phase öfter um ein kleines Wunder gebetet. Dann kam der Anruf von Katharina. Sie fragte mich (gefühlt) aus heiterem Himmel, ob ich Lust hätte, ein gemeinsames Projekt umzusetzen. Unsere letzte Begegnung war über ein Jahr her… und doch hüpfte mein Herz und ich wusste, dass dies das Wunder war, für das ich gebetet hatte. Inzwischen vergeht keine Woche, in der wir uns nicht inhaltlich abstimmen oder updaten, und ich kann eins verraten, wenn Du Dich wirklich und wahrhaftig mit all dem, was Du bist, zeigst, begegnet Dir genau das. Und diese Basis ist ein Fundament, auf dem Großes wächst.
Und damit der Titel auch passt, hier noch unsere kleine Geschichte als Sinnbild für unsere Verbindung: Als wir gemeinsam auf dem Kongress in Heiligenfeld waren, schenkte sie mir Ohrstecker. Einfach so. Sie sagte, dass sie eine Eingebung gehabt habe: „Die sind einfach für dich gemacht.“ Da stand sie nun mit dem kleinen Tütchen. Ich war so überrascht. Es waren Ohrstecker in Weiß mit einer roten Blüte darauf. Was Katharina nicht wissen konnte: dass ich die Blumen auf den Ohrsteckern mit vielen guten Erinnerungen verbinde, genauso wie mit Zartheit, Robustheit, der Vergänglichkeit und der Schönheit des Augenblicks. Eine Blüte vom Klatschmohn.
Eine kleine Geste, die so voller Erkennen meines Wesens war, dass ich wusste, hier hast Du eine Weggefährtin gefunden, die Dich wirklich sieht, eine die Dich darin unterstützt, Deine Stärken zu leben. Und wenn sie kann, unterstützt sie Dich, genau da weiter zu wachsen. Sie verbiegt Dich nicht, sie baut mit Dir die tragenden Säulen für Deine Visionen. Mit Katharina erfahre ich so sehr, dass das Alter nur eine Zahl ist, Verbundenheit wächst aus uns selbst.
Die Blog-Texte im Überblick:
Teil 1 der Serie: Jugendbashing auf Tontafeln
Teil 2 der Serie: Jung, alt, Altertum – eine andere Sicht auf Generationen